Du möchtest dich beim Kauf von nachhaltiger Kleidung auf Textilsiegel verlassen? Bei der Vielzahl an Siegeln und Standards weißt du aber nicht, wem du vertrauen kannst?
Beim Kauf von Kleidung solltest du auf gar keinen Fall blind auf Textilsiegel vertrauen.
In diesem Artikel zeigen wir dir, welche Siegel und Standards glaubwürdig sind und worin sie sich unterscheiden.
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Die Textilindustrie zeichnet sich durch eine sehr komplexe Lieferkette aus. Das hat unter anderem folgende Gründe:
Produktion in Billiglohnländern
Komplexe Produktionskette mit vielen Schritten
Intransparenz durch Sub-Sub Unternehmer
Die Lieferkette besteht aus vielen unterschiedlichen Produktionsschritten. Diese finden in unterschiedlichen Ländern statt und sorgen für sehr viel Intransparenz. Fashion-Labels versuchen dabei immer die Produktionskosten gering zu halten. Das hat oftmals weitreichende Folgen:
Soziale Herausforderungen für Arbeiter:innen
Ökologische Herausforderungen
Die Grafik zeigt dir einige der größten Herausforderungen, die durch die textile Produktion verursacht werden.
Als Verbraucher ist es sehr schwer zu erkennen, wie die Kleidung hergestellt wurde. Daher haben sich Textilsiegel etabliert. Zertifizierte Fashion-Labels verpflichten sich, Mindestanforderungen der Textilsiegel und Standards einzuhalten. Das sorgt für mehr Transparenz.
Das Problem: Es gibt mittlerweile sehr viele Textilsiegel. Jedes Siegel stellt unterschiedliche Mindestanforderungen und deckt verschiedene Bereiche der Lieferkette ab.
Es ist gar nicht so einfach, hier am Ende noch den Überblick zu behalten. Zudem muss immer geprüft werden, wer hinter dem Standard steckt und wie streng die Kriterien tatsächlich sind.
Was zeichnet ein glaubwürdiges Textilsiegel aus?
Um möglicher Verwirrung im Textilsiegel-Dschungel vorzubeugen, solltest du dir vier Fragen stellen.
Handelt es sich um einen unabhängigen Standard, ein Händlerzeichen oder ein Multi-Stakeholder Siegel
Werden die Anforderungen regelmäßig geprüft?
Welche Mindestanforderungen werden an die zertifizierten Unternehmen gestellt?
Welche Produktionsschritte der textilen Wertschöpfungskette werden berücksichtigt?
Die Mindestanforderungen kannst du bei jedem Textilsiegel nachlesen. Sie unterscheiden sich auch bei jedem Siegel und Standard.
Wir möchten dir zwei Portale empfehlen, die eine Bewertung der Siegel anbieten:
Wie bereits erwähnt, ist die textile Wertschöpfungskette sehr komplex. Daher ist es auch nicht so einfach, jeden Produktionsschritt zu überwachen.
Die Textilsiegel können daher wie folgt unterschieden werden:
Zertifizierung auf Unternehmens- oder Produktebene
Zertifizierung der gesamten Lieferkette oder einzelner Produktionsschritte
Mindestanforderungen im Bereich sozialer oder ökologischer Standards
Es gibt Textilsiegel, die sich auf unterschiedliche Produktionsschritte spezialisiert haben. Zudem stellen einige Labels auch lediglich Mindestanforderungen an soziale oder ökologische Aspekte.
Die Grafik zeigt dir eine Übersicht der Textilsiegel. Unterschieden wird nach sozialen und ökologischen Standards. Einige Labels decken auch alle Bereiche ab.
Die wichtigsten Textilsiegel im Überblick
Im Folgenden stellen wir dir die wichtigsten Textilsiegel auf einen Blick vor. Jedes Siegel stellen wir dabei auch nochmal im Detail in einem eigenen Artikel vor.
Zudem siehst du auf einen Blick, welche Produktionsschritte in der textilen Lieferkette durch das Textilsiegel abgedeckt werden.
OEKO-TEX – Made in Green
Greenpeace nennt das MADE in Green OEKO-TEX als einer der strengsten Öko-Standards. Berücksichtigt wird die gesamte textile Lieferkette. Voraussetzung ist das Einhalten von Kernarbeitsnormen sowie ein strenges Chemikalienmanagement. Dafür bildet der bekannte OEKO-TEX 100 Standard die Grundlage. OEKO-TEX – Made in Green bezieht sich nicht nur auf Naturfasern.
Fairtrade Cotton
Textilien, die das Fairtrade Cotton Siegel tragen, bestehen zu 100% aus Bio Baumwolle. Zertifiziert wird nur der Anbau der Bio Baumwolle. Vor allem der garantierte Mindestpreis für Baumwollbauern sorgt für deren soziale Absicherung.
Fair Trade Cotton Kleidung im endlich fair Preisvergleich
Der Global Organic Textile Standard zertifiziert fast die gesamte textile Wertschöpfungskette. Der Anbau der Naturfaser wird nicht berücksichtigt. Daher ist GOTS oft in Kombination mit Fairtrade Cotton zu finden.
Das Textilsiegel ist weit verbreitet und zertifiziert die Endprodukte (bspw. Jeans) von Fashion Labels. Es kommt daher vor, dass nicht die gesamte Kollektion eines Labels zertifiziert ist.
Voraussetzung für den GOTS Standard sind mind. 70% Naturfasern. Mittlerweile stellt das Siegel auch Anforderung an existenzsichernde Löhne.
GOTS zertifizierte Kleidung im endlich fair Preisvergleich
Alle GOTS zertifizierten Kleidungsstücke auf einen Blick
Naturtextil IVN Best
Das IVN Best Siegel setzt auf 100% Naturfasern. Zudem strebt das Siegel die größtmögliche Reduzierung von Chemikalien an. Betrachtet wird die gesamte Lieferkette. Das IVN Best gilt als eines der strengsten Textilsiegel. Es wird daher von Greenpeace auch mit der Bestnote ausgezeichnet.
bluesign®
Der bluesign® Standard fokussiert sich auf den Einsatz von Chemikalien entlang der gesamten Lieferkette. Das Siegel gilt daher vor allem für hohe ökologische Standards. Die zertifizierte Kleidung kann dabei auch aus Mischfasern bestehen.
Fair Wear Foundation
Die Fair Wear Foundation legt ihren Schwerpunkt auf soziale Kriterien im Produktionsschritt Konfektion. Sie setzt daher hohe Mindestanforderungen an die Arbeitsbedingungen von Näher:innen.
Kleidung mit Fair Wear Standard im endlich fair Preisvergleich
Der Grüne Knopf ist noch relativ jung. Es gibt ihn erst seit 2019 und ist das erste staatliche Textilsiegel. Aktuell wird nur die Konfektion als Produktionsschritt berücksichtigt. Allerdings soll das Siegel perspektivisch auf die gesamte Lieferkette ausgeweitet werden.
Die Checkliste für ein glaubwürdiges Textilsiegel
Das waren jetzt super viele Punkte. Wir haben daher nochmal die wichtigsten Merkmale von Textilsiegel in einer Checkliste zusammengefasst.
Beachte: Es gibt auch Textilsiegel, die von Mode Labels selbst geschaffen wurden. Hier ist die Glaubwürdigkeit fragwürdig. Das riecht schnell nach Greenwashing. Damit du den Überblick behältst, haben wir nochmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
Welche Anforderungen (soziale, ökologische oder beides) werden berücksichtigt
Textilsiegel sollten unabhängig sein
Die Standards sollten regelmäßig aktualisiert werden
Audits zum Einhalten der Mindestanforderungen sollten regelmäßig durchgeführt werden
Werden Endprodukte oder das gesamte Label zertifiziert
Welche Produktionsschritte werden zertifiziert
Infografik zu den Textilsiegeln entlang der Lieferkette
Textilsiegel können verwirrend sein, da besteht kein Zweifel. Die textile Lieferkette aber auch. Um die Siegel nochmal besser einordnen zu können, haben wir eine Infografik für dich erstellt.
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FAQ
Was ist ein Textilsiegel?
Textilsiegel sollen als Entscheidungshilfe beim Einkauf von fairer und nachhaltiger Mode dienen. Auf einen Blick soll für den Verbraucher erkennbar werden, dass das Kleidungsstück hohe soziale und ökologische Standards erfüllt. Leider gibt es mittlerweile sehr viele Textilsiegel mit unterschiedlichen Standards, wodurch eine Art Textilsiegel-Dschungel entstanden ist.
Warum gibt es Siegel?
Fair Fashion Gütesiegel sollen beim Kauf nachhaltiger Mode als Indikator für das Einhalten fairer Arbeitsbedingungen stehen und als Zeichen von ökologischer Verantwortung der Produzenten eine klares Signal für einen nachhaltigen und bewussten Konsum setzen.
Wie viele Textilsiegel gibt es?
Greenpeace zählt in seinem Einkaufsratgeber zum Thema Green Fashion 20 Textilsiegel auf (Stand 2019). Hierbei wird aber noch keine Differenzierung nach Aussagekraft der Textilsiegel unterschieden. Wichtig ist darauf zu achten, ob die gesamte Wertschöpfungskette und hohe soziale sowie ökologische Faktoren berücksichtigt werden. Der GOTS Standard ist hier als aussagekräftiges Textilsiegel zu nennen, dass mittlerweile auch stark verbreitet ist.
Wer vergibt die Siegel?
Grundsätzlich kann jedes Unternehmen seine eigenen Textilsiegel vergeben. Um sich vor Greenwashing zu schützen, sollte man auf unabhängige Siegelinhaber sowie Zertifizierungsstellen achten. Die Auditierung vor Ort wird dann bspw. durch Unternehmen wie der Dekra oder dem TÜV durchgeführt.