Nachhaltige Jeansproduktion: Fair und ressourcenschonend

Die Jeansproduktion erstreckt sich über zahlreiche Produktionsschritte, die teilweise in unterschiedlichen Ländern stattfinden. Das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr und auch keine Seltenheit in der Schuh- und Textilindustrie. Wie erkenne ich jetzt aber beim Kauf, was eine nachhaltige Jeans ausmacht und ob die Produktion ökologisch und sozial vertretbar ist?

In diesem Artikel zeigen wir dir vor allem, welche Produktionsschritte der Jeanshersteller einen großen ökologischen Fußabdruck verursachen und wie der Impact verbessert wird.

Das lernst du in diesem Artikel:

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    Woran du eine nachhaltigere Jeans erkennst
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    Wie du dazu beiträgst, dass deine Jeans nachhaltig ist
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    Welche Jeanshersteller auf hohe soziale wie auch ökologische Standards setzen

Welche Herstellungsschritte verursachen die größte Umweltbelastung?

Möchte man die Umweltauswirkung eines Produkts bewerten, betrachtet man idealerweise den gesamten Lebenszyklus. Dieser zieht sich vom Anbau der verwendeten Fasern bis zur Entsorgung der Jeans.

Um hier ein besseres Verständnis zu erhalten, nutzen wir die Studie Fashion on Climate von McKinsey. Dargestellt werden die Treibhausgas-Emissionen, verursacht durch die einzelnen Stationen von Kleidung, bezogen auf die globale Schuh- und Textilindustrie.

Faserherstellung 38%
Garnherstellung 8%
Stoffherstellung 6%
Nassprozesse 15%
Konfektion 4%
Transport 3%
Verkauf 3%
Nutzungsphase 20%
End of Use 3%

Es zeigt sich, dass bezogen auf den Ausstoß von Treibhausgasen vor allem der Anbau von Fasern, die Nassprozesse sowie die Nutzung der Kleidungsstücke bei der Wahl nachhaltigere Alternativen zu berücksichtigen sind.

Faserherstellung bei der Jeansherstellung

Jeans bestehen aus Denim, einem Baumwollgewebe, das für seine Strapazier- und Widerstandfähigkeit bekannt ist. Allerdings führt konventioneller Baumwollanbau meistens dazu, dass Insektizide, Pestizide und synthetischer Dünger zum Einsatz kommen, was sich negativ auf die Bodenqualität der Anbaufläche sowie die gesamte Umwelt auswirken kann.

Um den Tragekomfort zu erhöhen, kommen heutzutage oft unterschiedliche Faserkomponenten neben Baumwolle zum Einsatz. Hier ist die Bandbreite hoch: Neben Polyester ist Elasthan eine Faser, die in das Baumwollgewebe eingesponnen wird. Diese wirst du vermutlich häufig in deinem Etikett bei der Materialzusammensetzung finden, denn Elasthan sorgt für den Stretch bei Jeans und passt sich dadurch wunderbar an die Körperform der Träger:innen an. Für eine langfristige Formbeständigkeit der Jeans setzen Jeanshersteller zudem neben Elasthan auch auf Polyester als weitere Faserkomponente.

Um den Herstellungsprozess deiner Jeans aus ökologischer Sicht positiv zu beeinflussen, macht es Sinn, unterschiedliche Fasern sowie Faserkomponenten zu vergleichen.

Dabei gilt es zwei Faktoren zu beachten:

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    Verwendete Fasern sollten möglichst geringen ökologischen Impact aufweisen
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    Faserkomponenten sollten Recycling der Jeans ermöglichen

1. Verwendete Fasern sollten möglichst geringen ökologischen Impact aufweisen

Grundlage für die Auswahl bildet für uns der Made-by Faser-Benchmark. Dabei wurden 28 Fasern entsprechend der Parameter Treibhausgasemissionen, Human- & Ökotoxizität, sowie Energieverbrauch und Auswirkung auf Wasser & Land verglichen und kategorisiert.

Made-by-Benchmark or fibres

Basierend auf dem Benchmark eignen sich aus ökologischer Betrachtung folgende Fasern für Jeans (absteigend):

  • Class A: Recycelte Baumwolle
  • Class A: Bio Hanf
  • Class B: Bio Baumwolle & in Conversion Cotton
  • Class B: Tencel® Lyocell
  • Class C: Hanf

2. Faserkomponenten sollten ein Recycling der Jeans ermöglichen

Um das Recycling der Jeans zu gewährleisten, sollte der Anteil an Elasthan 6 % nicht übersteigen.

Von unseren Experten haben wir die Rückmeldung, dass 4 -5 % Elasthan beim mechanischen Recycling möglich sind. Vom bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. wurde uns als Richtwert 2 % – 6 %, abhängig von der weiteren Verwendung der Faser, genannt.

Tipp:

Damit deine Jeans recyclebar und einen möglichst geringen ökologischen Impact in Bezug auf die Materialwahl besitzt, achte auf folgende Punkte:

  • Hoher Anteil an recycelter Baumwolle
  • Achte auf Bio-Baumwolle bzw. weitere zellulosebasierte Fasern aus ökologischem Anbau
  • Anteil an Elasthan von max. 5-6 %
  • Verzichte auf zusätzliche synthetische Faserkomponenten wie bspw. Polyester

Wir empfehlen und vergleichen im endlich fair Shop ausschließlich Jeans nach den genannten Kriterien

Nassprozesse bei der Jeansherstellung

Zu den Nassprozessen gehört das Färben der Jeans im traditionellen Indigoblau sowie das Veredeln von Jeans. Beim Veredeln erhält die Jeans durch bestimmte Verfahren spezielle Looks, um Trends wie bspw. den Used-Look abzubilden.

Wichtig ist dabei immer, dass ein verantwortungsbewusstes und sicheres Wasser- sowie Chemikalienmanagement gewährleistet wird. Gemeint ist damit, den Verbrauch von Wasser und Chemikalien auf ein Minimum zu reduzieren, toxische Chemikalien soweit möglich zu kompensieren und zu verhindern, dass kontaminiertes Wasser in die Umwelt gelangt.

Färbeprozess bei Denim Jeans

Bei Denim-Stoffen wird lediglich der Kettfaden gefärbt, der Schussfaden bleibt unverändert. Dadurch wird der typische Denim Look erzielt.

Dazu wird heutzutage in erster Linie synthetisch hergestelltes Indigoblau verwendet. Beim Färben muss der Farbstoff in Wasser gelöst werden. Für ein optimales Farbergebnis werden im Färbeprozess unterschiedliche Chemikalien als Hilfs- bzw. Reduktionsmittel angewendet. Einige davon werden mit negativen Umweltauswirkungen in Verbindung gebracht.

Mittlerweile gibt es Alternativen zum klassischen Indigo Färbeprozess, die sich durch geringere ökologische Auswirkungen auszeichnen. Verschiedene Verfahren ermöglichen eine deutliche Reduzierung von Hilfs- und Reduktionsmittel, wodurch Chemikalien reduziert werden.

Darüber hinaus gibt es auch Verfahren, wie das Dry-Indigo® Verfahren, wodurch kein zusätzliches Wasser für den Färbeprozess benötigt wird. [1]  Ein weiterer Färbeprozess lautet Smart-Indigo™-Technologie. Giftige Chemikalien und Schwermetalle werden durch ein elektromechanisches Verfahren ersetzt. Dadurch werden beim Färben 90 % weniger CO₂ emittiert, 70 % weniger Energie benötigt und 30 % weniger Wasser verbraucht.[2]

Veredelungstechniken

Um Jeans einen bestimmten Look zu verschaffen, werden Jeans bspw. mit Bimssteinen gewaschen oder mithilfe von Chemikalien geblichen, damit sie den gewünschten Used-Look erhalten.

Viele konventionelle Verfahren können negative Auswirkungen für Arbeiter:innen und Umwelt haben. Aus diesem Grund gibt es bereits Verfahren, die mit Blick auf Wassermanagement, Chemikalien und Schutz der Arbeiter:innen zu bevorzugen sind.

Tipp:

Für ein optimiertes Chemikalien- und Wassermanagement helfen unabhängige Textilsiegel, die regelmäßig vor Ort Audits durchführen. Hier ist der GOTS-Standard als Textilsiegel zu nennen.

Um zu prüfen, wie nachhaltig die Veredelungsprozesse gestaltet sind, kannst du im Nachhaltigkeitsreport der Labels nach dem Environmental Impact Measurment (EIM) Score suchen. In den Kategorien Wasserverbrauch, Chemikalienmanagement, Energieverbrauch und Arbeitssicherheit wird bewertet, wie hoch der ökologische Impact im Veredelungsprozess ist. Viele Fashion Labels veröffentlichen ihren EIM Score in ihren Nachhaltigkeitsberichten.

Bei unserer Bewertung von Fashion Labels prüfen wir den EIM Score und Zertifizierungen. 

Dein Trageverhalten hat direkten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck deiner Jeans

Pflegetipps Jeans

Durch Pflege und den richtigen Umgang mit deiner Jeans kannst du erheblich dazu beitragen, dass sich der ökologische Fußabdruck der Jeans reduziert.

Das beginnt bereits beim Kauf, wo es gilt, Impulskäufe zu vermeiden. Wenige Waschgänge, der Verzicht auf Trockner und Bügeln sowie die Bereitschaft, deine Jeans zu reparieren sind hier wichtige Maßnahmen.

Wie stellst du sicher, dass Arbeitsstandards bei der Herstellung deiner neuen Jeans eingehalten werden? 

Fashion Labels verfügen mittlerweile über einen Code of Conduct, in dem sie Lieferanten verpflichten, soziale Standards einzuhalten. Unabhängige Textilsiegel und Standards wie bspw. die Fair Wear Foundation helfen an dieser Stelle, die Arbeitsstandards zu prüfen.

Im Gespräch mit den Expert:innen, die uns beim endlich fair Score geholfen haben, hat sich gezeigt, dass die wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Standards wie folgt sind:

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    Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken der Fashion Labels, um für Produzenten unter anderem Planungssicherheit bei der Herstellung von Kleidungsstücken zu schaffen
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    Bezahlung existenzsichernder Löhne, um ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und den Lebensstandards für Arbeiter:innen und deren Familien langfristig zu verbessern
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    Möglichkeit zur Organisation in Gewerkschaften zur kollektiven Verhandlung von Löhnen und Arbeitsstandards

Tipp:

Standards und Textilsiegel wie die Fair Wear Foundation oder der GOTS Standard signalisieren dir soziale Standards. Wichtig ist zu wissen, welche Produktionsschritte durch die Textilsiegel berücksichtigt werden.

Hier zeigen wir die glaubwürdigsten Textilstandards und welche Produktionsschritte berücksichtigt werden.

Alternativ berücksichtigen wir unabhängige Textilstandards und Zertifizierungen im endlich fair Score

Fazit

Viele Jeanshersteller setzen heutzutage schon auf nachhaltigere Verfahren, damit die ökologischen Auswirkungen bei der Herstellung von Jeans reduziert werden. Gleichzeitig wird versucht, hohe Arbeitsstandards zu etablieren und Arbeiter:innen bessere soziale Standards zu ermöglichen.

Wichtig ist, dass wir beim Kauf einer Jeans die richtige Wahl treffen und wissen, worauf es zu achten gilt, um eine nachhaltige Jeansproduktion zu fördern.

Quellen:

  • [1] https://www.csr-textil-bekleidung.de/files/csr/dokumente/Infocenter/1_Abschlussarbeit_LKuehn_Deckblatt_geschwa%CC%88rzt_compressed.pdf
  • [2] https://www.smartindigo.com/wp-content/uploads/2023/05/Smart-Indigo-2023.pdf

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